GottscheerInnen in New York: der erste Stützpunkt – Brooklyn
Das kirchliche Leben war sehr wichtig für die Verbindung der ersten gottscheerischen EinwandererInnen in die USA und ihre leichtere Anpassung an die neue Umgebung. Der erste Treffpunkt von GottscheerInnen aus New York war die Kirche Allerheiligen in Brooklyn. Seit 1886, als das erste gottscheerische Brautpaar in dieser Kirche geheiratet hat, ist die Zahl von gottscheerischen Trauungen ständig gestiegen. Der Höhepunkt wurde im Jahre 1907 mit 46 Trauungen erreicht, was mehr als die Hälfte aller Trauungen in der Pfarrei in diesem Jahr dargestellt hat.
Paare haben am häufigsten zwei oder drei Jahre nach der Einwanderung in die USA geheiratet, auch wenn sie an Hochzeitstag noch keine eigene Unterkunft hatten. Bis Ende des Jahres 1908 wurden in der Kirche Allerheiligen 817 gottscheerische Ehen geschlossen. Indem gottscheerische Männer ausschließlich Gottscheerinnen geheiratet haben, haben gottscheerische Frauen manchmal auch einen nicht gottscheerischen Mann geheiratet.
Nach dem Jahr 1930 hat die Kirche Allerheiligen für die gottscheerische Gesellschaft die Bedeutung verloren, weil Brooklyn für viele nur ein Stützpunkt war, von dem aus sie sich in der USA abgesiedelt haben. Die meistenen GottscheerInnen aus Brooklyn sind bis zu den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts nach Ridgewood (Queens) umgesiedelt.
Gottscheer Klub »Gottscheer Hall« – Zentrum der Gesellschaft: Ridgewood, Queens
Die gottscheerische Gesellschaft in Ridgewood ist zahlenmäßig insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg gewachsen, als sich gottscheerische Flüchtlinge aus der alten Heimat ihren amerikanischen Landsleuten angeschlossen haben. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts, als Amerika ihnen die Tür geöffnet hat, sind GottscheerInnen, die ihre ersten Nachkriegsjahre meistens in österreichischen Flüchtlingslagern verbracht haben, wieder maßenhaft in das versprochene Land ausgewandert. Das Herz der Gesellschaft ist der sog. Gottscheer Klub »Gottscheer Hall« geworden, wo sich noch heute Mitglieder verschiedener gottscheerischer Vereine und Interessengruppen treffen wie Jägerverband, Gesangschor, Fußballklub, Tanzgruppe und Andere.
Im Klubgebäude befinden sich Räumlichkeiten für unterschiedliche Aktivitäten, ein großer Saal für Veranstaltungen und Tanz sowie eine Bar. Der Gottscheer Klub ist voll mit Erinnerungen an die »alte Heimat«. Die Hauptwand des großen Saals schmückt das Bild von der Stadt Kočevje, in der Bar hängt eine große Landeskarte von Kočevsko, es sind auch Bilder gottscheerischer Dörfer zu finden. An die Straßenlaterne neben dem Eingang in die Räumlichkeiten des Vereins ist die Überschrift »Gottscheer Avenue« befestigt, obwohl es kein offizieller Straßenname ist.
Heute wird Gottscheer Hall nicht nur von GottscheerInnen besucht. Die Bar im Erdgeschoß ist auch unter anderen AmerikanerInnen beliebt, die sich Entspannung mit einem Bierkrug »Gottschee 1330« oder einer Krainerwurst wünschen. Der große Saal, wo mehrmals jährlich verschiedene Veranstaltungen (Tänze, Weihnachtsfeier usw.) organisiert werden, wird auch für Trauungen und andere Anläße vermietet. Damit werden Wartungskosten für das Klubsgebäude gedeckt. In vergangenen Jahrzehnten ist nämlich die Gottscheer Gesellschaft in New York wegen Assimilation und Abwanderung junger Generationen zahlmäßig ziemlich gesunken.
Gottscheer Volksfest
Im Juni 1947 hat die Organisation Gottscheer Relief Association mit dem Zweck, Hilfe für Gottscheer Flüchtlinge in Österreich zu sammeln, das erste Gottscheer Volksfest auf dem Platz Franklyn Square organisiert. Seitdem findet die Veranstaltung mit Musik und Tanz jedes Jahr am ersten Samstag im Juni statt. Heutzutage ist die Veranstaltung vor allem ein wichtiges Element des Gottscheer Soziallebens, da es die Gelegenheit bietet, dass sich die Gesellschaftsangehörigen in einer großen Zahl treffen. Es kennzeichnen der Fahnen- und Bannerzug Gottscheer Organisationen, Auftritte der Tanzgruppen und des Gesangschors und unter den Ereignissen, die die meistene Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ist sicher die Krönung von »Miss Gottscheer«. Nach einem Tanz mit Harmonika stärken sich die BesucherInnen gern auch bei den Ständen mit Würsten, Süßigkeiten oder sogar mit amerikanischen Sandwiches.
Quellen:
– Hutter, Martha. 1999. Die ersten Amerika-Gottscheer. Festschrift: 80 Jahre Gottscheer Landsmannschaft in Graz. Gradec: Gottscheer Landsmannschaft in Graz.
– Moric, Anja. 2014. Domovina globoko v srcu: Kočevski Nemci v diaspori. Etnolog: https://www.dlib.si/stream/URN:NBN:SI:doc-CQV11TNM/6aa9d7f7-e8dc-4f26-acd6-f072cf26c4bd/PDF
– Moric, Anja. 2016. Slovenski Nemci v diaspori : doktorska disertacija. Doktorska disertacija. Ljubljana: Univerza v Ljubljani.
Wenn Sie sich für die GottscheerInnen in New York interessieren, finden Sie die Geschichte der Familie Gladitsch unter diesem Link, und Sie können hier mehr über die GottscheerInnen in Cleveland lesen.
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