Der Gottscheer Altsiedler-Verein
An der Hauptstraße durch Občice (dt. Krapflern, gott. Kropflarn) in der Gemeinde Dolenjske Toplice (Töplitz in Unterkrain) befindet sich ein renoviertes altes Bauernhaus mit blauer Fassade. Seit 1998 ist hier der Sitz des Gottscheer Altsiedler-Vereins. Zu den Hauptaktivitäten des 1992 gegründeten Vereins gehören die rege Aktivität der Folklore- und Gesangsgruppe, die Herausgabe der Zeitung »Bakh – Pot«, Sprachkurse in Deutsch und Gottscheerisch sowie Workshops für Kinder. Der Verein beteiligt sich aktiv an den Tagen der Gottscheer Kultur, die seit 2015 abwechselnd von den Gemeinden Kočevje (Gottschee), Dolenjske Toplice (Töplitz in Unterkrain) und Semič (Semitsch) organisiert werden. Im Obstgarten bzw. in der Genbank werden seit 2014 alte, für die Region Gottschee typische Obstbaumsorten angebaut und erhalten.
Entwicklung Die Ethnologische Sammlung der Gottscheer in Občice
Beitragende zur Gottscheer-Sammlung
Im Rahmen des von der Universität Ljubljana finanzierten studentischen Projekts für nachhaltige Entwicklung Die Ethnologische Sammlung der Gottscheer und der Spazierweg zwischen alten Obstbaumsorten wurden die ethnologische Sammlung der Gottscheer neugeordnet und interpretiert sowie die Geschichte des Obstgartens mit alten Baumarten neu verfasst. Am Projekt haben die Studentinnen Jana Rajh Plohl, Pika Pipan, Gaja Slapnik, Klara Vrabl und Kaja Večko mitgewirkt, die Arbeit wurde von Dr. Anja Moric von der Abteilung für Ethnologie und Kulturanthropologie (Philosophische Fakultät, Universität Ljubljana), Dr. Tanja Žigon von der Abteilung für Übersetzen (Philosophische Fakultät, Universität Ljubljana), und Primož Primec, dem Präsidenten des Gottscheer Altsiedler-Vereins, geleitet. Für die Verwaltung und Koordination des Projekts war Urška Gruden von der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana zuständig.
Entwicklung die Ethnologische Sammlung der Gottscheer in Občice
Auf dem Dachboden des Hauses und unter der Heuharfe neben dem Haus wurde eine Sammlung von Gegenständen angelegt, die von den Gottscheern von Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts bei ihrer Feldarbeit und im Alltag verwendet wurden. Es handelt sich zum Beispiel um Fallen, die man bei der Siebenschläferjagd benutzte, Waagen, verschiedene landwirtschaftliche Geräte, Bienenstöcke u. Ä, während im Nebengebäude außerdem zwei Maketten der Gottscheer-Dörfer ausgestellt sind, die vom Förster Anton Prelesnik angefertigt wurden.
Die Studentinnen führten mehrere Interviews mit den Gottscheern aus Občice und der Umgebung, um, soweit möglich, die gottscheerischen Ausdrücke für die ausgestellten Objekte festzuhalten. Das Gottscheerische wird nämlich heute nur noch von wenigen Leuten gesprochen. In Interviews wurden die Gesprächspartner zu den verschiedenen Gegenständen befragt, sie erzählten über die Bräuche in der Vergangenheit und von ihrem täglichen Leben, von der Bienenzucht, von den Obstbäumen usw. Somit konnte man aus erster Hand hören und erfahren, wie die Menschen in der Gottschee in der Vergangenheit lebten. Manchmal drehte sich das Gespräch auch um die Unterschiede zwischen den Generationen. In einem der Interviews mit Johanes Hans Jaklitsch sprachen wir über die Weide und darüber, dass die jungen Menschen von heute anders aufwachsen und die Spiele, die die Hirten früher auf den Weiden spielten, gar nicht mehr kennen.
Übersetzungsarbeit
Im Rahmen des Projekts übersetzten die Studierenden der Abteilung für Übersetzen auch ein Segment aus dem Buch Abbildung und Beschreibung der südwest- und östlichen Wenden, Illyrer und Slaven, das von Balthasar Hacquet verfasst wurde, aus dem Deutschen ins Slowenische. Hacquet beschrieb darin Handel und Wandel der Gottscheer, deshalb wurden die Texte auch für die Ausstellungstafeln verwendet. Beim Übersetzen haben wir uns zum ersten Mal mit einem deutschen Text aus dem 19. Jahrhundert auseinandergesetzt. Obwohl der Text für den heutigen Leser aktualisiert wurde, haben wir uns bemüht, die Patina der vergangenen Zeiten zu erhalten, denn es ist von Bedeutung dem heutigen Leser auch den Schreibstil des Autors soweit wie möglich zu vermitteln. Schließlich mussten alle Texte für die Ausstellung auch noch ins Deutsche und Englische übersetzt werden. Im Rahmen des Projekts wurde auch eine – ebenfalls dreisprachige – Informationsbroschüre über die ethnologische Sammlung und den Obstgarten geschrieben, die den Besuchern zur Verfügung steht.
Die Eröffnung der neuinterpretierten ethnologischen Sammlung des Gottscheer Altsiedler-Vereins und des Obstgartens mit alten Baumarten fand am 18. September 2023 statt. Der Besuch lohnt sich für alle, die sich für die historischen und ethnologischen Besonderheiten der Gottschee interessieren, wie z. B. für die Jagd, das Hausieren, die Fuhrmannschaft, den Obstbau und vieles mehr.
Die Autorinnen des Artikels, Klara Vrabl und Kaja Večko, sind Studentinnen an der Abteilung für Übersetzen der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana.
Im September 2023 werden 130 Jahre seit der Ankunft der Eisenbahn in Kočevje vergangen sein. Lesen Sie hier mehr.
Dieser Beitrag ist auch verfügbar in: Slowenisch Englisch
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