Küche Kultur

Über die Weihnachtszeit bei den Gottscheern

Der Weihnachtszauber liegt in der Vorfreude und Wärme.

Der Glaube war wichtig im Leben der Gottscheer

Gottscheer waren immer tiefgläubige Katholiken. Das beweisen auch sakrale Objekte, die in gut 600 Jahren des Lebens in Kočevska/Gottschee-Land durch Einwohner gebaut wurden. In fast jedem Dorf gab es eine Kirche oder zumindest eine Kapelle. Sie haben Objekte selbst, mit eigenen Händen und Material gebaut und in Stand gehalten. Die Kirche war jener Ort, wohin Leute im Sonntagsgewand, freudig, in Gelassenheit und Hoffnung gegangen sind. Kirchliche Feiertage wurden mit einer großen Achtung vor Gott, bescheiden, aber trotzdem reich gefeiert, ohne großen Prunk, wie wir es heute kennen.

Weihnachten in der Region Kočevje

Weihnachten war für die BewohnerInnen des Gottschee-Landes immer etwas Besonderes. Das war die Zeit der Geburt von Jesus Christus und die Zeit des langen Winters. In dieser Zeit haben Leute immer aufs vergangene Jahr geschaut sowie das nächste Jahr geplant, voll einer guten Ernte, Gesundheit fürs Vieh und der ganzen Familie.

An den drei heiligen Abenden (bajnnohtahten), d. h. der heilige Abend am 24. Dezember, der Silvesterabend am 31. Dezember und der Vorabend der drei heiligen Könige am 5. Januar wurden alle Räume in den Häusern, Ställen, Scheunen sowie die Äcker und Wiesen mit dem Weihwasser besprengt. Hexen, Schlangen und anderes »Geschmeiß« (cnihtoh) sollte weit weg vom Haus bleiben, soweit es mit dem Weihwasser besprengt werden konnte. Mit demselben Aspergill war es nötig, am Neujahrsmorgen das Vieh beim Tränken zu segnen. Das Ästlein, womit es besprengt wurde, wurde danach gut aufbewahrt und im Frühling in die erste Furche begraben. Es hat dem Bauern Glück und Segen, vor allem aber eine reiche Ernte gebracht. /

Am Abend vor Weihnachten war es nötig, alles gründlich zu putzen. Im Haus, in der Küche sowie im Keller, am Hof und in der Scheune war es notwendig, den ganzen Schmutz und Staub zu putzen, sonst würde Unkraut das Getreide auf den Äckern überwuchern.

Die Tage vor Weihnachten waren vor allem für Hausfrauen sehr arbeitsam, weil sie alles für eine gute Stimmung in der Familie vorbereiten mussten. Im Haus (ein Raum im Haus, der heute Wohnzimmer genannt wird) haben sie unter dem Herrgottswinkel die Krippe aufgestellt sowie den Tisch mit einem weißem Tischtuch bedeckt. Auf dem Tisch wurden drei oder mehr kleine Laibe feinen weißen Brotes gelegt. Kleinere Laibe wurden Wächter (bohtarə) und Nachbarn (nohparn) genannt und die großen waren šipling. Der Letztere wurde mit verschiedenen gebackenen Figuren aus Teig verziert; mit dem Christkind in der Wiege, Tauben, Haustieren und mit einem geflochtenen Rand umgeben. Erst am Heiligedreikönigstag wurde er geschnitten und unter den HausbewohnerInnen verteilt, auch das Vieh hat ein kleines in Futter versetztes Stück bekommen, damit es vor den Hexen geschützt ist.

Shipling, gebacken von Rosi Kren aus Klagenfurt. Foto: Horst Krauland, „Gottscheer Kochbuch“, GLM Klagenfurt.
Shipling, gebacken von Rosi Kren aus Klagenfurt. Foto: Horst Krauland, „Gottscheer Kochbuch“, GLM Klagenfurt.

Am heiligen Abend haben fleißige Mütter außer den üblichen Weihnachtskuchen – šipling und nohpar – für jedes Kind auch kleine Brotlaibe, sog. kleine Tauben taubə gebacken.

Auch Tagelöhnerinnen, die das ganze Jahr bei der Getreideernte sowie anderen Bauerarbeiten geholfen haben, haben an diesem Tag einen weißen Brotlaib bekommen. So haben einige bei verschiedenen Hausherren insgesamt zwischen acht und zehn Brotlaibe gesammelt.

Am Silvesterabend streut die Hausfrau oder eine Nachbarin heimlich, damit die Kinder es nicht sehen können, Walnüsse und Äpfel ins Zimmer. Danach schmeißen sich große und kleine Kinder auf den Boden, wo sie um die Geschenke ringen. Damit sollte das Haus nächstes Jahr mit einer reichen Ernte gesegnet werden.

Weihnachtsfeier im Tschermoschnitz Tal

Und wie haben die in der ersten Helfte des 20. Jahrhunderts im Tal Črmošnjiško-poljanska dolina geborene GottscheerInnen ihre Weihnachtszeit gefeiert? Sie erinnern sich noch sehr gut an die hundertjährigen Bräuche, da einige davon noch in deren Zuhause erhalten sind.

Sie erzählen, dass sie am Weihnachtsvorabend den Weihnachtsbaum – krisbaum oder krispon – und darunter die Krippe gestellt haben. Der Weihnachtsbaum wurde nicht viel geschmückt; stellenweise wurden Kekse, in Leuchtpapier umgewickelte Walnüsse und Bonbons auf die Äste gehängt. Die Krippe wurde aus Holz oder Pappe gemacht.

Davor haben Hausfrauen einen besseren Schmaus vorbereitet. Sie haben Brot – šipling oder žipling – aus Weißmehl gebacken. Bevor der Laib in den Brotofen geschoben wurde, haben sie auf den Laib für jedes Familienmitglied eine kleine Teigtaube gelegt und danach das gebackene Brot unter den Weihnachtsbaum gelegt. Am Weihnachtsmorgen haben sie zum Frühstück jedem ein Stück vom žipling mit der Teigtaube geschnitten.

Tauben gebacken im Dezember 2021 von Kelly T. Kinkopf aus Cleveland. Fotoinhaber: Kelly T. Kinkopf.
Tauben gebacken im Dezember 2021 von Kelly T. Kinkopf aus Cleveland. Fotoinhaber: Kelly T. Kinkopf.

An Feiertagen wurde auch potica – pebauicə – gebacken. Sie waren unterschiedlich, üblicherweise mit einer Walnussfüllung. Walnüsse wurden nicht gemahlen, sondern im Mörser geknackt.

Am Weihnachtsabend gab es überall ein gutes Abendessen mit Fleisch oder Würsten und Blutwürsten. Danach sind alle zur Mitternachtsmesse in die nächste Kirche gegangen. Der Weihnachtstag war überall ein Feiertag im Familienkreis.

Silvester

Am Silvesterabend konnten Kinder es kaum erwarten, dass jemand heimlich verschiedene Gaumenfreuden ins Haus geworfen hat, am häufigsten Walnüsse, Äpfel, Haselnüsse und anderes Obst, inzwischen gab es aber auch Bonbons.

Nikolaus

Ältere erinnern sich noch sehr gut an den Nikolausabend. Kinder haben wie üblich um den Brotofen herum gespielt, als ein lautes Kettenrumpeln ihren ruhigen Abend getrübt hat. Vor Angst haben sie sich versteckt und als die Tür aufgegangen ist, sind hässliche Krampusse ins Zimmer gekommen und haben mit der Kette um sich geschwungen. Sie haben gesagt, sie werden jedes Kind mitnehmen, das nicht brav war. Die Angst war unbeschreiblich groß. Danach haben sie im Zimmer auf den Boden Bonbons und andere gute Sachen geworfen. Natürlich haben Krampusse nichts Gutes gebracht: ins Leuchtpapier umwickelte Steinchen, ins Schokopapier umwickelte kleine Holzbretter. Danach haben die Kinder fröhlich auf den nächsten Tag gewartet, an dem der Nikolaus Äpfel und Bonbons für die Braven und eine Rute für die Unartigen gebracht hat.

Unser diesjähriges Weihnachtsfest soll gesegnet, ruhig, angenehm, wunderschön sein!

Quellen:

– Wilhelm Tschinkel: Kočevarska folklora (1932), zadnja izdaja prevedena izdaja v slovenski jezik 2004)

– dr. Marija Makarovič: Črmošnjiško – poljanska dolina (2005)

– Geschichten der Gottscheer.

Lesen Sie auch mehr über Schipling – Gottscheer Weihnachtsbrot (poprtnik).

Dieser Beitrag ist auch verfügbar in: Slowenisch Englisch

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