In Kočevska hat künstlerische Tätigkeit, sowohl von akademischen als auch von Amateurkünstlern, einen besonderen Charakter. Zum einen ist sie eng mit den natürlichen Gegebenheiten der Region verbunden, zum anderen sucht sie ihren Ausdruck in der Vergangenheit. Kočevska weckt nicht nur Phantasie der Künstler, sondern ist auch ein Ort, in dem sich künstlerische Ideen mit dem kulturellen Kontext verbinden und eine einzigartige Kunstlandschaft schaffen. Sie verbindet Werke der Künstler, die in Kočevska vor dem Weltkrieg arbeiteten, der Gottscheer, die in den USA, Kanada, Österreich und Deutschland tätig sind, wohin sie aufgrund der turbulenten Geschichte ausgewandert sind, und deren, denen Kočevska nach dem Zweiten Weltkrieg ein neues Zuhause bot. Unter den letzteren gibt es auch viele, die aus Hunger nach Brot (oder Inspiration) in andere Orte oder sogar ins Ausland gegangen sind. Ihnen allen ist gemeinsam, dass die Erfahrung von Kočevska ihre Arbeit auf eine oder eine andere Weise geprägt hat.
Podobe trpljenja in težkega življenja
Maler und Bildhauer, Stane Jarm, der mit seinen Werken die größten künstlerischen Spuren hinterlassen hat, verband oft beides – die Natur von Kočevska und Vergangenheit. Holz war das Grundmaterial für seine Werke. Seine Skulpturen, wie der Kreuzweg bei der Grabstätte Pod Krenom und die Bilder des leidenden Jesus, stellen das Leiden dar, das Menschen von Kočevska Region geprägt hat.

Matija Glad (1912 – 1995), Jarms Schüler und Amateurbildhauer, stellte hauptsächlich Szenen aus dem Alltagsleben dar. Seine Skulpturen erwecken raue Gesichter von Köhlern, Hausierern, Bilchjägern, Schmieden und anderen Gestalten aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Bilder aus dem dörflichen Alltag spiegeln sich auch in den Zeichnungen von Martha Hutter aus New York wider. Eine Frau, die einen Kübel auf ihrem Kopf trägt, zwei Gottscheerinnen, die sich an einem Holzofen im gottscheerischen Dialekt unterhalten, oder eine Mutter, die in einem Butterfass Butter herstellt, während Kinder auf etwas Süßes warten, sind nur einige von ihnen.

Podobe kočevskih vasi
Michael Ruppe (1863 – 1951), in Ovčjak (Schaflein) bei Koprivnik (Nesselthal) geborener Maler und Bildhauer, ist in Österreich, wo er die meiste Zeit seines Lebens verbrachte und arbeitete, noch bekannter als in Kočevska. In Salzburg ist sogar eine Straße nach ihm benannt. Im August 1928, als er mit seiner Frau Kočevska besuchte, ließ er sich von der Landschaft und Dörfer inspirieren, die er mehrmals malte. Bilder von Kočevska Region dienten auch Roman Erich Petsche (1907 – 1993) als Inspiration, die er in „Lumigraphien“ darstellte, so nannte er seine Mischtechnik aus Collage und Pastellmalerei. Der Künstler, der dafür bekannt war, seine Werke nicht zu verkaufen, wurde 1982 vom Holocaust-Gedenkzentrum mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet. Während des Zweiten Weltkriegs rettete er nämlich zwei jüdische Mädchen vor dem Tod in einem Konzentrationslager.

Fotografije Kočevske
Auch Fotografen haben Bilder des Kočevska aus der Vorkriegszeit verewigt. Am weitesten verbreitet sind die Fotos von Kočevje vom Einheimischen Josef Dornig Jr. Das Fotomaterial aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ist im Laufe der Zeit in Museen in Slowenien, Österreich und Deutschland „verloren“ gegangen. Dort werden unter anderem Fotografien von Hugo Groth (1869 – 1954) und Rudolf Hartmann (1903 – 2002), dem Forscher der s. g. „deutschen Minderheiten“, aufbewahrt.
In den USA war im Bereich Fotografie insbesondere John B. Gladitsch tätig, der viele Bilder aus dem Leben der ausgewanderten Gottscheer und ihrer Vereine einfing. Auch die Fotografen Vito Oražem (Deutschland) und Klavdij Sluban (Frankreich), die sich beide von der Erfahrung des Aufwachsens in Kočevska inspirieren ließen, haben in Kočevska einige Anregungen für ihre Arbeiten gefunden. Insbesondere Oražem hat mit seinem scharfen Blick für Details scheinbar verborgene Fragmente der Realität von Kočevska in seinen Werken festgehalten.
Ein besonders häufiges Motiv der zeitgenössischen Fotografen des Kočevska, z. B. von Petra und Stane Draškovič Pelc, Marjan Artnak und Mitgliedern des Fotografenvereins Grča, sind Wälder und ihre tierischen Bewohner. Unter der Schirmherrschaft des Vereins wird jedes Jahr eine Ausstellung der Naturfotografien veranstaltet.
Kočevska sodobna umetnost med lokalnostjo in identiteto
Künstlerische Tätigkeit in Kočevska ist nicht nur ein ästhetischer Ausdruck, sondern auch ein Mittel, um die Identität zu bewahren, die Gemeinschaft zu hinterfragen und den Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu fördern. Dies spiegelt sich in der Arbeit der Schriftstellerin und der bildenden Künstlerin Lela B. Njatin, die unter anderem die Ausstellung Kočevje aus der Reihe Ljubljana se klanja Sloveniji III (dt.: Ljubljana verbeugt sich dem Slowenien III) in der Galerie Vžigalica in Ljubljana organisierte. Sie wählte einige Künstler, die zwischen den Jahren 2000 und 2019 mit ihrer Arbeit oder Aufenthalt mit Kočevska verbunden waren. Sie sind durch die Präsenz des Todes oder des Vergehens, die Kočevskos Vergangenheit und Gegenwart geprägt haben, zu einem thematischen Ganzen verbunden. Jedes der Werke spiegelt auch den Inhalt des lokalen in der Identität des Autors und/oder seines künstlerischen Ausdrucks wider, sei es in Form eines (Ur)Waldes oder einer städtischen Infrastruktur.
KočevArt – Ausstellung der Gottscheer(ischen) Künstler
Im September 2019 eröffnete die Anstalt Putscherle im Rahmen der 5. Tage der gottscheerischen Kulturen, die in Gottschee stattfanden, in der Bibliothek Gottschee eine Ausstellung der Werke von gottscheer(ischen) Künstlern KočevArt. Die Ausstellung ist die erste breitere Darbietung des künstlerischen Schaffens (akademisch oder für Kunstliebhaber) im Gottscheeland seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute. Besucher konnten sich Gemälde, Skulpturen und Fotografien der 20 akademischen und nicht akademischen Künstlern sehen, die uns Autoren oder ihre Familienangehörigen geliehen haben.
Die Werke der Künstler, die auf dem Gebiet des breiteren Gottscheelandes oder in den gottscheerischen Ausländergemeinschaften (Österreich, USA und Kanada) schaffen oder geschafft haben, ermöglichen einen Einblick in die Tiefe der menschlichen Wahrnehmung und stellen das Leben und den Alltag im Gottscheeland in verschiedenen Zeitabschnitten dar, weswegen sie auch neben dem künstlerischen auch einen unbezahlbaren ethnologischen Wert haben. Gleichzeitig spiegelt die Ausstellung die soziale Realität in der Region Kočevska über einen langen Zeitraum wider, da die Werke neben der Darstellung des Alltags (z. B. Butterherstellung, Arbeit in einem Bergwerk usw.) auch einen Sinn zeigen von tragischen Zwischenkriegsereignissen (z. B. Internierung in italienischen Lagern), aber auch von der tiefsten und abstraktesten Erfahrung des Menschen mit seiner eigenen inneren Welt.

Bei der Vorbereitung der Ausstellung wollte ich, wie auch schon davor bei der Ausstellung Vitrinen des Gedenkens ((im Jahren 2016-2018) einem breiteren Kreis der Leute das gottscheerische Kulturerbe vorzustellen und für die Verbindung und Zusammenarbeit mit allen, die in der Vergangenheit und jetzt das Schicksal des breiteren Gottscheelandes geformt haben, also mit Gottscheer Altsiedlern, ausgewanderten Gottscheern (aus den USA, Kanada und Österreich) und Nachkriegszuwanderern, einen Raum zu schaffen. Dabei war der Zweck des Projekts auch Erkennbarkeit und positive Wertung der gottscheerischen Kultur bzw. der künstlerischen Produktion von Akademikern und Kunstliebhabern in Gottscheeland und in Slowenien zu steigern und dabei zur Überwindung der Stereotypen und zur Förderung des interkulturel- len Dialogs auf dem breiteren Gebiet des Gottscheelandes beizutragen.

Ausgestellte Werke:
Fotografien: Josef Dornig (1904 – 1983, in den USA geboren, bis 1941 war er in Gottschee tätig, gestorben ist er in Graz, Österreich), John B. Gladisch (er lebt in New York, in den USA, Familie stammt aus Dolnja Briga/Niedertiefenbach) und Vito Oražem (er wuchs in Gottschee auf, er lebt jetzt in Deutschland).
Skulpturen: Matija Glad (1912 – 1995, er wurde in Banja Loka geboren, er war in Gottschee tätig), Marko Glavač (1959, er ist in Gottschee tätig), Tomaž Hartman (1957, er ist in Gottsche tätig), Matija Kobole (er ist in Šalka vas/Schalkendorf tätig), Anton Križ (er wurde in Tršće in Kroatien gebo- ren, er ist in Dolga vas/Grafenfeld tätig) und Matjaž Matko (er wurde 1958 in Novo mesto geboren und ist in Koprivnik/Nesseltal tätig).
Bildschnitzerei: Heinrich Putre (1928 – 1994, er wurde in Kočevska Reka/Rieg geboren, er war in den USA tätig).
Zeichnung: Martha Hutter (wurde in Livold/Lienfeld geboren, sie lebt in New York, USA).
Gemälden: Stane Jarm (1931 – 2011, in Osilnica geboren, in Gottschee tätig), Irena Kapš (aus Občice/ Krapflern), Viktor Kobola (1923, Šalka vas/Schalkendorf), Sašo Koprivec (in Gottsche tätig), Anne Kroisenbrunner (Kitchener, Kanada, Familie stammt aus Polom/Ebental), Elisabeth Pemberger (1948, in Klagenfurt, Österreich tätig), Roman Erich Petsche (1907 – 1998, in Gottschee geboren, in Österreich tätig), Michael Ruppe (1863 – 1951, in Ovčjak/Schäflein geboren, in Österreich tätig) und Andrej Trobentar (1951, in den 70- und 80-er Jahren des 20. Jahrhun- derts war er in Gottschee tätig).
Lesen Sie im vorherigen Artikel Luchs, die geheimnisvolle Katze der slowenischen Wälder.
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