Wahrscheinlich werden wir den Luchs nie in der freien Wildbahn sehen. Vielleicht sehen wir seine Fußabdrücke im Schlamm oder Schnee. Doch allein der Gedanke, dass eine große Wildkatze uns von einem nahen Felsen aus beobachtet, regt die Fantasie an. Sie macht den Wald mit ihrer Anwesenheit voller, vielfältiger und inspirierender.
Wer ist Luchs – der geheimnisvolle Bewohner unserer Wälder?
Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist die größte Wildkatze Europas. Ausgewachsen wird er von 70 bis 130 cm lang und 12 – 35 kg schwer. Er hat einen markanten Katzenkopf, der durch längere Haarbüschel an den Seiten scheinbar vergrößert ist. Die dreieckigen Ohren enden in markanten Büscheln. Das Fell ist braun und weist ein einzigartiges Muster aus Flecken und Tupfen auf. Jeder Luchs hat ein anderes Muster, ähnlich wie Menschen unterschiedliche Fingerabdrücke haben.
Der Luchs in Europa lebt in Waldgebieten. Er braucht große, geschlossene Waldgebiete, um zu überleben, und spielt als Spitzenprädator eine wichtige Rolle im Ökosystem. Er jagt vor allem Hirsche, er ernährt sich auch mit Bilchen, Gämsen und Hirschkälbern. Als Raubtier sorgt er für Erhaltung gesunder Populationen wild lebender Paarhufer, indem er deren Häufigkeit und Verhalten beeinflusst und so indirekt das Pflanzenwachstum schützt.
In Slowenien ist der Luchs hauptsächlich in dinarischen Tannen-Buchenwäldern anzutreffen, die relativ dünn besiedelt werden. Der hochgelegene dinarische Karst ist durch Karstlandschaften, wie Mulden, Tümpel, Höhlen, Felsenüberhänge und Klippen gekennzeichnet. Die raue Umgebung kommt dem Luchs sehr entgegen. Felsen dienen ihm als Aussichtspunkte, er läuft gerne auf umgestürzten Baumstämmen, entlang von Kanten der Riffe, Felsvorsprüngen und Verwerfungen.
Man findet ihn in den Wäldern von Trnovo, Nanos, Menišija, Javornik und Gottschee. Bis vor kurzem waren Luchse in slowenischen Alpen äußerst selten.
Einmal haben wir den Luchs schon verloren
Der Luchs war in der Vergangenheit im ganz Slowenien verbreitet, bis er am Beginn des 20. Jahrhunderts aufgrund von Überjagung und Abholzung verschwand. 1973 wurde der Luchs von Jägern und Förstern in Gottschee-Gebiet wieder angesiedelt und er hat sich erfolgreich in weiten Teilen der Dinariden und der Ostalpen ausgebreitet. Zu Beginn des neuen Jahrtausends jedoch wäre der Luchs aufgrund von Inzucht fast wieder von unseren Wäldern verschwunden. Um das Aussterben zu verhindern, wurden im Rahmen des Projekts LIFE Lynx 18 Luchse aus der Slowakei und Rumänien nach Slowenien und Kroatien angesiedelt. Die Population ist erst gerettet, aber ihr Überleben hängt weitgehend von uns, den Menschen, ab.
Was wir kennen, das schätzen wir mehr
Bildung ist eine der wichtigsten Maßnahmen zum Schutz eines bestimmten Elements der Natur, da gerade Unwissenheit oft die Ursache für seine Gefährdung ist. Wir müssen den Menschen die Natur näherbringen, damit wir sie schätzen und bewundern können und für den Verlust und die Bedrohung der verschiedenen Arten sensibilisiert werden. Zu diesem Zweck wurde in Gottschee der Lachspfad eingerichtet. Er befindet sich neben der Hütte Koča pri Jelenovem studencu und vermittelt den Besuchern einen verständlichen Einblick ins Leben der Luchse, die Herausforderungen, denen ihre Population gegenübersteht, und die wichtige Rolle, die sie im Ökosystem spielen. Der Luchs ist eine Schirmspezies. Wenn wir den Luchs schützen, schützen wir auch seinen Lebensraum und damit alle anderen Tier- und Pflanzenarten, die wichtig für das gesunde und funktionierende Ökosystem wichtig sind, von dem wir Menschen abhängen.
Den Luchs hatten wir einmal schon verloren – wir hoffen, dass wir dieses Mal mit der veränderten Einstellung zur Natur und einem Bewusstsein für unsere Zusammengehörigkeit schaffen, ihn zu bewahren.
Quellen: Čadež, D., Jankovič, N., Kavčič, I., & Pšeničnik, A. (2023). Didaktična priporočila za risovo pot (1. izd., str. 19). Biotehniška fakulteta Univerze v Ljubljani, Oddelek za biologijo. (Didaktische Empfehlungen für den Luchspfad, 1. Ausgabe, Seite 19; Biotechnische Fakultät der Universität in Ljubljana, Abteilung für Biologie).
Lesen Sie im vorherigen Beitrag:Franc Volf, Bergmann aus Gottschee: Erinnerungen an das Bergmannsleben in Gottschee.
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