Küche

Schiplink – gottscheerisches Weihnachtsbrot (poprtnik)

Über einem sonderlich verzierten Weihnachtsbrot, das in verschiedenen Orten in Slowenien poprtnik, namiznjak, žúpnik, župnek, poprtnják, bôžič, božíčnik, mížnik, nám(i)žnik, stólnik, postólnik usw. genannt wird, in Gottschee-Land aber Schipling, žiplink, schupling oder schiplitzen, hat im Jahre 1592 der Gelehrte Hieronymus Megiser als Erster geschrieben. Ein Jahrhundert danach, im Jahr 1689, wurden Weihnachtsbräuche und -glauben in Krain, deren Teil auch Poprtnik war, im Buch Die Ehre des Herzogtums Krain auch von Polyhistor Johann Weichard von Valvasor beschrieben: “Schon seit alten Zeiten bitten die Krainer die Götzen, sowie Weihnachten (Boxitium) und auch Andere, worüber es noch heutzutage einige abergläubige Bräuche und Namen gibt. An den heiligen Weihnachtstagen legen sie nicht nur Brot auf den Tisch, sondern auch Honig, Walnüsse, Kleien und Ähnliches, und zwar an drei Tagen: erstmals in der heiligen Nacht Christi, danach ein zweites Mal am heiligen Neujahrabend und ein drittes Mal am Abend vor den drei Königen. In krainischer Sprache heißen diese drei Tage terje božičje oder trije božiči (drei Weihnachten).”

Poprtnik der Gruppe der Hausfrauen aus der Umgebung von Dolsko. Foto: Dora Škafar, 2008. Verfügbar auf: http://www.nesnovnadediscina.si/en/register-of-intangible-cultural-heritage/baking-poprtniki

Das gottscheerische Schipling

Die festliche Zeit der “zwölf Kristnächte” konnte auch im Gottscheer Land nicht ohne Backen des festlichen Brotes vorübergehen. Der unter dem Herrgottswinkel mit Krippe gestellten Tisch wurde mit einem weißen Tischtuch gedeckt. Zur Weihnachten haben Hausfrauen aus dem feinen Weißmehl ein großes Weihnachtsbrot »Schipling« sowie kleinere Laibe gebacken, die Wächter (Gottscheerisch: bohtarǝ) und Nachbarn (Gottscheerisch: nohparn) genannt wurden. Schipling wurde mit Teigfiguren verziert: mit einem Christkind in Spitze, mit Tauben, Hühnern, Rindern und Schweinen, außerdem wurde der Rand mit einem Kranz aus Teig umgeben. Es musste bis zum Tage der Heiligen Drei Könige auf dem Tisch stehen. Jedes Familienmitglied hat dann ein Stück davon bekommen. Ein kleines Stück vom Šipling hat auch das Vieh bekommen, um es vor Hexen geschützt zu werden. Den Kranz bzw. den Zopf vom Rand des Schiplings wurde aufbewahrt und bei der ersten Saat auf den Korbboden gelegt, um sich eine reiche Ernte zu sichern.

Die Täubchen

Frauen haben für die Kinder kleine Brotlaibe, sog Täubchen (Gottscheerisch »taubǝ«) vorbereitet. Kinder haben sie gern ihren Nachbarn gezeigt und dabei gesungen: »Täubchen, Täubchen, flieg, viel Glück ins Haus bring!« oder: »Täubchen, Täubchen, flieg in mein Bäuchchen.« Falls jemand in der Zeit der Feiertage auf Reisen gegangen ist, musste er für eine glückliche Rückkehr ein Täubchen vom Schipling mitnehmen.

Poprtnik im Register des unstofflichen Erbes

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde Poprtnik in einem großen Ausmaß durch Potica ersetzt. Ende des 20. Jahrhunderts wurde das Backen vom Poprtnik hier und da wiederbelebt und im Jahr 2013 wurde es in das Register des unstofflichen Kulturerbes beim Kulturministerium der Republik Slowenien eingetragen. Das Institut Parnas aus Velike Lašče bereitet jedes Jahr einen praktischen Workshop vor, worüber sie auch einen zehnminütigen Film Priprava poprtnikov (Zubereitung von Poprtnik) aufgenommen haben.

Zubereitung von Poprtnik (2014). Avtor: Zavod Parnas. Materialne pravice prenešene na Kulturministerium.

Poprtnik – Rezept

Das Weihnachtsbrot kann auf unterschiedliche Weisen zubereitet werden. Majda Tekavec aus Rob bei Velike Lašče bäckt Poprtnik nach dem Rezept, an das sie sich aus ihrer Kindheit erinnert:

  • • 1 Kg Mehl, eine Hälfte davon kann griffig sein
  • • 3 Eier
  • • ein Stück Hefe
  • • 2 Löffel Rum oder Schnaps
  • • 125 G Butter
  • • bis 100 G Zucker
  • • 1 Päckchen Vanillezucker
  • • Zitronenschale
  • • 1 Teelöffel Salz
  • • von 0,5 bis 1 L Milch

Das Mehl auf ein Schneidebrett sieben und ein Grübchen machen. Die Hefe hineinbröseln und etwas warme Milch dazu gießen. Auf den Rand vom Mehl Salz hinzugeben. Wenn die Hefe „aufwächst“, sie mit Mehl mischen. Ins Grübchen Eier und Rum geben. Allmählich warme Milch dazu gießen, damit der angeteigte Teig weich sein wird. Kneten und danach geschmolzene Butter aufgießen, danach weiter kneten, bis der Teig glatt wird. Den Laib auf mehreren Stellen durchstechen, damit er im Backofen nicht rissig wird. Schmuck aus dem durchgekneteten Teig erst machen, wenn der Laib schon aufgegangen ist, damit sie ihre Form nicht verlieren. Sie mit einem geschlagenen Ei oder Wasser befestigen.

Täubchen – Rezept

Aber nicht vergessen, für jedes Kind (und für jedes große Kind) ein Täubchen zu backen! Dafür kann das obige Rezept oder das Rezept verwendet werden, das im gottscheerischen Kochbuch aus dem Jahr 2008 Professor Horst Krauland niedergeschrieben hat und von der Gottscheer Landsmannschaft Klagenfurt herausgegeben wurde.

Der Teig für Weihnachtstäubchen wird zubereitet aus:

  • • 1/2 Kg Glattmehl
  • • 3 G Hefe
  • • ¼ L Milch
  • • 2 Dotter
  • • 3 Löffel Zucker
  • • 15 Dag Butter
  • • 1 Päckchen Vanillezucker
  • • Salz
  • • Zitronenschale
  • • ein bisschen Rum

Aus einem Stück Teig den Kopf mit Schnabel formen und mit einem Messer Kerben für Flügel und Federn machen. Für die Augen zwei Rosinen oder Kaffeekörner verwenden. Während des Backens können die Köpfe mit Korkstöpseln gestützt werden.

Als Inspiration kann Ihnen auch das Video vom Workshop über das Backen vom Poprtnik dienen, der beim Zavod Parnas (Institut Parnas) aufgenommen wurde.

Workshop übers Backen von Poprtnik. Autor: Zavod Parnas.

Vergessen Sie aber nicht in die Kommentare zu schreiben, welches Rezept Ihnen lieber ist und Fotos davon zu teilen!

Quellen:
– Popit, Ilja. 2019. Daritvena pogača župnik in Valvasorjev Hausgötze – gospodarček. Studia Mythologica Slavica. Dostopno na: http://sms.zrc-sazu.si/pdf/22/SMS_22_11_Popit.pdf
– Bavčar, Julijana. 2012. Ptičkov vsaj toliko, kolikor je otrok pri hiši. Delo in dom. Dostopno na: https://deloindom.delo.si/stanujem/ptickov-vsaj-toliko-kolikor-je-otrok-pri-hisi
– Zavod Parnas. Priprava poprtnikov. Dostopno na: http://zavod-parnas.org/w/poprtnik/
– Republika Slovenija, Ministrstvo za kulturo. 2013. Opis enote žive kulturne dediščine: Priprava poprtnikov. Dostopno na: https://www.gov.si/assets/ministrstva/MK/DEDISCINA/NESNOVNA/RNSD_SI/Rzd-02_00022.pdf
Gottscheer Zeitung. 2014 (december). Dǝ Khöscht ahoimǝ in Gottschǝab.
– Hauffen, Adolf. 1895. Die deutsche Sprachinsel Gottschee: Geschichte und Mundart, Lebensverhältnisse, Sitten und Gebräuche, Sagen, Märchen und Lieder. Graz: Styria.
– Županič, Niko. 1937. Okrog novega leta na Kočevskem: Tudi med Kočevarji žal izginjajo originalni zimski običaji. Jutro.
– Tschinkel, Wilhelm. 2004. Kočevarska folklora: v šegah, navadah, pravljicah, povedkah, legendah in drugih folklornih izročilih = Gottscheer Volkstum: in Sitte, Brauch, Märchen, Sagen, Legenden und anderen volkstümlichen Überlieferungen. Ljubljana: Založba ZRC, ZRC SAZU.

Möchten Sie wissen, wie einst die Neujahrsfeiertage in der Region Kočevje gefeiert wurden? Lesen Sie: Weihnachtsbräuche und -glauben in der Region Kočevje.

Dieser Beitrag ist auch verfügbar in: Slowenisch Englisch

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