Der fröhliche Dezember ist schon in vollem Gange. In den Städten brennt die Weihnachtsbeleuchtung, es werden Geschenke für unsere Liebsten verpackt und süße Leckereien gebacken, um Weihnachts- und Neujahr-Feiertage meist schön zu verbringen. Die Art, wie es heute gefeiert wird, unterscheidet sich in Vielem vom Feiern in Kočevska (und anderswo in Slowenien) vor dem zweiten Weltkrieg.
Die Zeit »der heiligen zwölf Nächte« – von Weihnachten bis zum Vorabend des Heiligedreikönigstags – wurde durch verschiedene Sitten und Bräuche begleitet, die mit dem Glauben an übersinnliche Kräfte verbunden waren und bei denen sich einzelne Personen bemüht haben, deren böswillige Wirkung mit unterschiedlichen Verfahren zu vereiteln. Um sich vor Hexen und anderen bösen Lebewesen zu schützen, wurden z. B. Häuser, Nutzbauten, Äcker und Wiesen mit Weihwasser besprengt. Am Neujahrsmorgen wurde beim Tränken auch das Vieh besprengt und der Zweig, womit es besprengt wurde, wurde aufbewahrt und im Frühling in der ersten Furche auf dem Acker vergraben. Sie haben geglaubt, dass dieses Ritual dem Bauer Glück und eine gute Ernte bringen wird. Am Weihnachtsvorabend wurden auch das Haus, der Hof und die Scheune gründlich geputzt, da sonst Unkraut das Getreide auf den Ackern überwachsen würde.
Zukunftsvorhersage
An den drei heiligen Abenden – Weihnachts-, Silversterabend und Vorabend des Heiligedreikönigstags –hat man versucht, auf verschiedene Weise vorherzusagen, was in der Zukunft passieren wird. Hier und da wurde dies so gemacht, dass an Zäunen und auf den Kreuzwegen gelauscht wurde. Falls man Musik oder Gesang gehört hat, bedeutete das, dass jemand aus dem Haus heiraten wird. Weinen hat Traurigkeit und Unglück bedeutet und das Geräusch von Schlägen den Tod angedeutet.
Weihnachtstafel und Weihnachtsbrot – Schipplink
Um die Weihnachtszeit wurde der Tisch, der unter dem Herrgottswinkel mit der Krippe gestanden hat, mit einem weißen Tischtuch bedeckt. Zu Weihnachten haben Hausfrauen aus dem feinen Weißmehl ein großes Weihnachtsbrot gebacken, sog. šipling, und kleine Laibchen, die Wächter (Gottscheerisch: bohtarǝ) und Nachbarn (Gottscheerisch: nohparn) genannt wurden. Schipplink wurde mit Teigfiguren verziert und musste bis zum Heiligedreikönigstag auf dem Tisch stehen. Dann wurde es geschnitten und unter den Familienmitgliedern sowie Besuchern verteilt. Ein kleines Stück haben auch die Haustiere bekommen, um vor Hexen geschützt zu werden. Hier und da wurde der Kranz vom Schipplinks Rand aufbewahrt und bei der ersten Saat auf den Boden des Korbs gelegt, um eine reiche Ernte zu sichern.
An den heiligen Abenden wurden neben Weihnachtsbrote auf die Weihnachtstafel auch verschiedene persönliche sowie Hausgegenstände gelegt: Kleidung, Schmuck, Gebetsbücher, Küchenwerkzeug, Weihkerzen, unter den Tisch aber Gegenstände, die bei der Feldarbeit gebraucht wurden (Pflug, Hacken, Ochsenjoche usw). Wenn jemand solch geweihte Gegenstände getragen bzw. gebraucht hat, konnten ihm Hexen nichts Böses antun.
Johanniswein
Zum Feiertag von St. Johannes Evangelist wurde am 27. Dezember am Abend mit dem Johanniswein angestoßen. Der Rest des Weins wurde aufbewahrt und nach einem Jahr als Arzneimittel verwendet. Reisende tranken ihn vor ihrer Abreise, die Jungvermählten nach ihrer Hochzeit, die Kranken vor ihrem Tod und auch Bekannte und Freunde vor dem Abschied.
Gottscheerischer Weihnachtsmann – der alte Mann
Zu Silvester hat die Kinder »der alte Mann« (Gottscheerisch: dar autǝ mon) besucht. Die Mutter oder die älteste Magd hat die Zimmertür aufgemacht, wo die Kinder versammelt wurden, und beim Glückwunsch für ein fröhliches neues Jahr Äpfel und Walnüsse in den Raum geworfen. In Svetli Potok (Lichtenbach) und Nemška Loka (Unterdeutschau) haben die Mütter bei diesem Ritual gesprochen: »Kinderlein, Kühlein, Zicklein, Lämmchen, Kälbchen, gebe Gott, dass es genug von allem gäbe, um zu gedeihen.« (Tschinkel 2004). Danach haben Kinder um die Geschenke gebalgt und nächstes Jahr sollte dem Haus eine reiche Ernte sicher sein. Gewöhnlich wurden anschließend Weihnachtslieder gesungen.
Der 1. Januar
Am Neujahrsmorgen sind auch junge Gottscheer anklopfen gegangen. Die Jungen aus Borovec sind schon vor dem Morgengrauen von Haus zum Haus gegangen und haben rezitiert:
»Wir wünschen ein glückliches neues Jahr,
gesund und kornreich,
wir wünschen Glück, Segen und ein langes Leben,
dass sie heute in einem Jahr
um tausend Gulden reicher werden.«
(Tschinkel 2004)
Am 1. Januar wurde »der besegnete Ričet« (Gottscheerisch: ritschoch) bzw. Graupen gekocht, der aufbewahrt und im Frühling für bessere Fruchtbarkeit auf den Ackern verstreut wurde.
Heutzutage sind manch alte feierliche Sitten verloren gegangen. Nun vielleicht kann denjenigen, die Probleme mit ihrer Wirbelsäule haben, eine alte gottscheerische Weißheit behilflich sein. Wenn sie nach dem Neujahr das erste Mal Donnern hören, machen Sie unverzüglich eine Rolle und Sie werden das ganze Jahr keine Kreuzschmerzen haben.
Quellen:
– Tschinkel, Wilhelm. 2004. Kočevarska folklora: v šegah, navadah, pravljicah, povedkah, legendah in drugih folklornih izročilih = Gottscheer Volkstum: in Sitte, Brauch, Märchen, Sagen, Legenden und anderen volkstümlichen Überlieferungen. Ljubljana: Založba ZRC, ZRC SAZU.
– Hauffen, Adolf. 1895. Die deutsche Sprachinsel Gottschee: Geschichte und Mundart, Lebensverhältnisse, Sitten und Gebräuche, Sagen, Märchen und Lieder. Graz: Styria.
– Županič, Niko. 1937. Okrog novega leta na Kočevskem: Tudi med Kočevarji žal izginjajo originalni zimski običaji. Jutro.
Wie sie das duftende Weihnachtsbrot Schipplink zubereiten, lesen Sie hier.
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