Geschichte

Denkmäler der im ersten Weltkrieg Gefallenen in Kočevska Region (Gottschee)

Der erste oder auch der große Weltkrieg ist bekannt als eine der größten Tragödien der Menschheitsgeschichte. Davon betroffen waren nicht nur Länder bzw. Gebiete, in denen sich Kämpfe unmittelbar abgespielt hatten, sondern auch sog. Ortschaften im Hinterland. Dazu gehört auch Kočevska Region. Bei der angeordneten Mobilisation am 26. Juli 1914 war den GottscheerInnen, genauso wie dem Rest der Bevölkerung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie die Ernsthaftigkeit der Situation nicht bewusst. Der Gottscheer Kalender gibt an, dass Jungen und Männer aus der Pfarei Mozelj auf die Schlachtfelder “mit Enthusiasmus, Humor und Sorglosigkeit gegangen sind, als ob sie in der Friedenszeit zu den Waffenübungen gehen würden.” Sie haben schon vor Weihnachten ihre Rückkehr erwartet, nur die Realität war, dass manche von ihnen nie mehr nach Hause gekommen sind.

Es sind etwa 1600 Männer gegangen. Die Meistenen wurden dem 3. Korpus, dem 17. Infanterieregiment zugeteilt. Am meisten haben sie an der sog. Ost- bzw. russischen Front (in Galizien) und an der Isonzo- und Tiroler Front gekämpft. Bis Herbst 1915, also im ersten Kriegsjahr, wurde sogar jeder 14. gottscheerische Soldat für seine Tapferkeit ausgezeichnet oder gelobt. Es gibt keine genauen Daten darüber, wie viele Gottscheer im Krieg ihr Leben verloren haben. Der Großteil der Gefallenen wurde im Ausland in der Nähe der Schlachtfelder begraben.

Gedenktafel in Borovec (Morobitz)

Nach dem Kriegsende wurde überall in Europa, auch in Slowenien, in Erinnerung an gefallene Soldaten oder zum Dank für ihre glückliche Rückkehr damit begonnen, Denkmäler, Kapellen oder Gedenktafel zu errichten. Das erste Denkmal bzw. die erste Gedenktafel für Gefallene im ersten Weltkrieg in Kočevsko wurde am 1. September 1922 in der Kirche St. Michael in Borovec errichtet. Die 1 m hohe und 80 cm breite Tafel aus dem grauen charrarischen Marmor, worauf mit goldenen Buchstaben die Namen der gefallenen Soldaten geschrieben wurden, wurde auf die rechte Wand in der Kirche unter die Kanzel befestigt. Sie wurde vom Unternehmen Venchiarutti und Stender aus Štalcerji gefertigt.

Gedenktafel in Stara Cerkev (Mitterdorf)

Vier Jahre später folgte der Gedenktafel in Borovec noch eine in Stara Cerkev. Die 2,46 m hohe und 1,50 m breite Tafel aus dem Karst- und belgischen schwarzen Marmor, die der Steinhauer Alojz Vodnik aus Ljubljana gemacht hat, wurde in den Kirchturm der Kirche Mariä Himmelfahrt eingearbeitet. Auf der mittleren Tafel findet sich eine Liste von 60 Namen der gefallenen Soldaten aus der Pfarei Stara Cerkev. Oben ist das Bild eines gefallenen, völlig ausgerüsteten Soldaten eingemeißelt, der in der idyllischen Landschaft liegt. Unter der Tafel befindet sich das Epitaph in der deutschen Sprache: »Ehre den Helden, Dankbarkeit der Heimat, Denkmal, verkündige den zukünftigen Stämmen!« Einen Eindruck, dass es um die Gedenkstätte bzw. um ein symbolisches gemeinsames Grab der Soldaten geht, deren Leichen nie in die Heimat gebracht wurden, macht der Zaun, den Schlossermeister Eppich gefertigt hat. Die Tafel wurde am Frauentag am 8. September 1926 gesegnet. Das Denkmal wurde vom Dekan Ferdinand Erker aus Kočevje eingeweiht. An der Feier, die den ganzen Tag gedauert hat, hat die gesamte Bevölkerung teilgenommen und am Volksfest haben sogar zwei Kapellen gespielt. Das Denkmal wurde im Jahre 2009 renoviert. Die Renovierung hat der Gottscheerverein aus Klagenfurt bezahlt.

Gedenktafel mit den Namen der Gefallenen in Stara Cerkev. Foto: Dr. Anja Moric
Gedenktafel mit den Namen der Gefallenen in Stara Cerkev. Foto: Dr. Anja Moric.

Die Gedenktafel in Stara Cerkev ist das einzige bis heute erhaltene Denkmal der im ersten Weltkrieg Gefallenen in Kočevska Region. Die Tafel aus der Kirche St. Michael in Borovec wurde zusammen mit der Kirche vernichtet, da die Kirche im Jahre 1943 durch Italiener verbrannt und die Ruinen im Jahre 1952 beseitigt wurden. Wir können schlußfolgern, dass mehrere Kapellen oder Kreuze als Erinnerung an den ersten Weltkrieg existiert haben, diese aber nach dem zweiten Weltkrieg vernichtet wurden.

Kirche Mariä Himmelfahrt in Stara Cerkev, die Gedenktafel ist mit dem Grünen verziert. Autor der Fotografie: Vekoslav Kramarič, aufbewahrt im Slowenischen ethnographischen Museum.
Kirche Mariä Himmelfahrt in Stara Cerkev, die Gedenktafel ist mit dem Grünen verziert. Autor der Fotografie: Vekoslav Kramarič, aufbewahrt im Slowenischen ethnographischen Museum.

Kapelle der Mutter Gottes

Darunter ist auch die kleine Kapelle der Mutter Gottes, die am 2. Oktober 1921 feierlich eingeweiht wurde. Sie befand sich auf dem Weg aus Kočevje (Gottschee) in Richtung Stara Cerkev und Mala Gora (Malgern). Deren Bau haben zum Dank für die glückliche Heimkehr deren Männer aus dem Krieg Maria Tscherne und Josefa Eppich aus Mahovnik (Mooswald) bezahlt. Auch diese Kapelle hat Dekan Erker eingeweiht. Priester Josef Eppich hat berichtet, dass Fußgänger aus der Stadt sowie BesucherInnen von Kočevje und Bergarbeiter, die aus dem Kohlenbergwerk nach Hause gegangen sind, gerne einen kleinen Halt vor dem wunderschönen Bild gemacht haben, das sogar elektrische Beleuchtung bekommen hat. Er hat angesagt, dass der neben der Kapelle gepflanzte Lindenbaum mit der Zeit diesen Platz noch schöner machen wird, aber er hat sich getäuscht. Heute ist es weder Kapelle noch Lindenbaum zu finden.

Die Kapelle der Mutter Gottes. Autor der Fotografie: Josef Dornig, das Foto wurde im Gottscheer Kalender im Jahre 1925 veröffentlicht.
Die Einweihung der Kapelle der Mutter Gottes hat Dekan Ferdinand Erker geleitet. Autor der Fotografie: Josef Dornig, das Foto wurde im Gottscheer Kalender im Jahre 1925 veröffentlicht.

Andere dem ersten Weltkrieg gewidmete Denkmäler im weiteren Gebiet von Kočevska

Im weiteren Gebiet von Kočevska sind noch (mindestens) zwei dem ersten Weltkrieg gewidmete Denkmäler erhalten. Das Steinkreuz zum Dank für die glückliche Heimkehr aus dem Krieg hat in Mirtoviči an der Straße Mirtoviči Petrina Anton Štimec aus Mirtoviči gestellt. Die Einheimischen sagen zu ihm Mihejlov križ (Michaels Kreuz). Eine von kleinen Kapellen zum Dank für die glückliche Heimkehr aus dem Krieg steht aber auch im Teil von Bela Krajina des ehemaligen gottscheerischen Siedlungsgebietes, und zwar im Dorf Seč (Gehack).

Erster Weltkrieg Denkmal in Mirtoviči. Foto: Dr. Anja Moric
Mihajlov križ (Michaels Kreuz) in Mirtoviči. Foto: Dr. Anja Moric.

Quellen:
– Gottscheer Kalender (1925, 1929).
– Gottscheer Zeitung (1921-1927).
– Vanda Trdan: Zabrisane sledi 1996: (zgodovina Kočevarjev od 1900 do 1918). Diploma thesis.
– Makarovič, Marija, Kordiš, Ivan idr. 2002: Dva bregova, eno srce: življenjske pripovedi iz doline Kolpe in Čabranke. Kočevje: Pokrajinski muzej.
– Zupan, Gojko, Ferenc, Mitja, Dolinar, France M. 1993: Cerkve na Kočevskem nekoč in danes = Die Gottscheer Kirchen einst und heute. Kočevje: Župnija, Muzej.
– Zupan, Gojko, Ferenc, Mitja 2011-2013: Izgubljene kočevske vasi: nekoč so z nami živeli kočevski Nemci. Ljubljana: Znanstvena založba Filozofske fakultete.

Im vorherigen Beitrag: Die Grube Koblarska jama und die Schwarze Grube.

Dieser Beitrag ist auch verfügbar in: Slowenisch Englisch

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