Kleidung in Kočevsko im 17. Jahrhundert
Die erste Beschreibung von Kleiderpraxen der GottscheerInnen ist in »Die Ehre des Herzogthums Krain« von J. W. Valvasor aus dem Jahr 1689 zu finden. Frauen haben bis zu den Fußknöcheln reichende Hemdblusenkleider und lange Westen getragen, Männer hingegen Hemder, Leinenhosen, Sakkos und schwarze Hüte mit breiten Hutkrempeln. Kleidung wurde aus lokal hergestelltem Stoff gemacht, insbesondere aus Leinen, Wolle und Leder.
Die österreichische Ethnologin Maria Lackner Kundegraber war der Meinung, dass sich in der alten Sonntagstracht der Gottscheerinnen bis zum 20. Jahrhundert einige mittelalterliche Elemente und Motive erhalten haben, die GottscheerInnen im 14. Jahrhundert aus Ostkärnten und Südtirol mitgebracht haben. Der Schnitt des Hemdblusenkleides sollte noch aus der Gotikzeit stammen, Ärmel sind mittelalterlich quer gefaltet und der Westenschnitt sollte ein Überbleibsel der Barockmode sein.
Änderung in der Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert haben gottscheerische Männer aufgehört ihre alte Tracht zu tragen, als sie während des Hausierens durch österreichisch-ungarische Kronländer dortige Moderichtlinien übernommen haben. Frauen, die zu Hause geblieben sind, haben sie am Anfang des 20. Jahrhunderts abgelegt.
Karl J. Schröer hat in seinem Werk Österreich-Ungarische Monarchie in Wort und Bild (herausgegeben im Jahre 1891) bezüglich der Kleiderpraktiken von GottscheerInnen seine Bemerkungen folgendermaßen notiert: »Um diee Sonnenwende (Johannestag), die in Kočevsko Schumitten genannt wird, kehren die Männer üblicherweise heim. Ebendann hallt überall Freude und man erlebt eine unübliche Szene, nämlich Männer, die manchmal die allermodernste Kleidung tragen, mit Ringen auf den Fingern, goldenen Ketten für die Uhr, neben den Frauen in der Tracht aus vergangenen Jahrhunderten, die etwas nonnenmäßiges an sich hat und besonders unüblich wirkt, wenn die Frauen haufenweise kommen. Ein weißes Kopftuch leicht um den Kopf, eine lange, weiße, vorne offene Tuchweste. Darunter ein gefaltenes Hemd, das mit einem roten Gürtel gebunden ist. Rote Socken, schwarze Schuhe.« (Schröer in Kropej Telban und Slavec Gradišnik 2018: 83).
Tracht für besondere Angelegenheiten
Seit dem 20. Jahrhundert haben GottscheerInnen die alte Tracht nur bei besonderen Angelegenheiten getragen, wie z. B. beim 600. Jubiläum von Kočevsko im Jahr 1930. Heutzutage ist sie insbesondere an Veranstaltungen der Gottscheer-Vereinen wie z. B. Der Gottscheer Kulturwoche in Klagenfurt, dem Gottscheer Volksfest in New York usw. zu sehen. Im Jahre 2005 haben GottscheerInnen in Črmošnjice-und-Poljane-Tal mehrere Kleidungsstücke genäht und dadurch die alte Tracht auch in Slowenien wieder zum Leben erweckt. Bei den Auftritten wird sie von Mitgliedern der Volkstanzgruppe des Gottscheer Altsiedler Vereins aus Občice getragen.
Die »neue« Gottscheertracht
Interessant ist es, dass GottscheerInnen im Jahr 1935 ihre ethnische Besonderheit auch mit der Einführung einer neuen Frauentracht nach dem österreichischen Vorbild betonen wollten. Dafür waren charakteristisch ein karierter Rock, eine Dirndlbluse mit einem weiten, gefaltenen Kragen, eine dunkle Schürze und ein dreieckiger Strickumhang. Die Umhänge (Gottscheerisch: Tiachle) haben gottscheerische Frauen selbst gestrickt und gestickt. Sie erinnern an den traditionellen Hueder – einen Umhang, den GottscheerInnen anstatt des Mantels getragen haben. Tiachle können Sie sich in einer online Ausstellung über BewohnerInnen von Kočevsko Vitrinen des Gedenkens anschauen.
Vitrinen des Gedenkens von Putscherle-Institut auf Vimeo.
Quellen:
– Schröer, Karl J. in Kropej Telban, Monika in Slavec Gradišnik, Ingrid (ur.). 2018. Avstro-ogrska monarhija v besedi in podobi: Slovenci. 2, Kranjska, Primorje. Ljubljana: Založba ZRC.
– Moric, Anja. 2018. Vitrine spomina: katalog k razstavi o prebivalcih Kočevske = Showcases of memory: catalogue of the exhibition on the inhabitants of the gottschee area = Vitrinen des Gedenkens: Katalog zur Ausstellung von den Einwohnern des Gottschee-Lande. Stara Cerkev: Zavod Putscherle, center za raziskovanje, kulturo in ohranjanje kulturne dediščine.
– Kundegraber, Maria. 1991. Razvoj kočevske noše: razstava v Likovnem salonu Kočevje in Slovenskem šolskem muzeju v Ljubljani, Kočevje in Ljubljana, februar – marec 1991. Kočevje: Muzej.
– Hacquet, Baltazar. 1801-[1808]. Abbildung und Beschreibung der südwest- und östlichen Wenden, Illyrer und Slaven: deren geographische Ausbreitung von dem adriatischen Meere bis an den Ponto, deren Sitten, Gebräuche, Handthierung, Gewerbe, Religion u. s. w. nach einer zehnjährigen Reise und vierzigjährigem Aufenthalte in jenen Gegenden. Leipzig: im Industrie-Comptoir.
Möchten Sie noch etwas Interessantes über das weitere Gebiet von Kočevsko erfahren? Lesen Sie: Verbeugung vor der Natur: Urwald Krokar.
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