Geschichte Sport

Fußball in Kočevska (Gottschee) von den Anfängen bis zum Zweiten Weltkrieg

Im globalen Sinne ist Fußball der beliebteste und weitverbreitetste Sport der Welt. Man könnte sogar sagen, dass es der einzige Sport ist, der beruflich oder als Hobby gerade auf allen Kontinenten unseres Planeten massenhaft gespielt wird. Praktisch gibt es keine Stadt, die nicht mindestens einen Fußballklub hat, und auch Kočevje ist dabei natürlich keine Ausnahme. Die Fußballgeschichte und Tradition sind in Kočevska außerordentlich reich, da die Anfänge dieser hiesig organisierten Betätigung in der erwähnten Sportart in die Zeit nach dem Ende des ersten Weltkrieges reichen. Obwohl der gottscheerische Seniorenfußball am staatlichen oder sogar internationalen Niveau nie einen größeren Erfolg erreicht hat, mit Ausnahme einiger kurzer Zeitabschnitte von Ergebnisüberschüssen, standen auf diesem Gebiet Liebe und Leidenschaft dieser Sportart gegenüber nie in Frage. Nun hat Fußball in Kočevska eine große historische Bedeutung, weil er in der Vorkriegszeit eine feste Bindung zwischen der hiesigen slowenischen und deutschen Bevölkerung erzeugt hat.

Fußball wurde in Kočevska schon im Ende des 19. Jahrhunderts aktiv gespielt. Die Anfänger auf diesem Gebiet waren deutsche Turner, denen gottscheerische Gymnasiasten gefolgt sind. Trotzdem gilt als Anfang des organisierten Fußballs in Kočevsko die Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Im Jahre 1920 hat nämlich der Kultur- und Bildungsverein Svoboda Kočevje mit seiner Tätigkeit angefangen, dem vor allem Bergwerk- und andere Arbeiter angehört haben. Im Rahmen dieses Vereins haben sich SportlerInnen in drei Sportarten betätigt – Athletik, Leichtathletik und Fußball. Trotz zahlreicher Änderungen des Namens sieht der heutige Fußballklub Kočevje als Jahr seiner Gründung genau das erwähnte Jahr an.

Skizze des ursprünglichen Wappens des Fußballklub Svoboda Kočevje aus dem Jahr 1920. (Quelle: Privatarchiv von Jože Gorše). Kočevski b(r)log/Gottscheer blog.
Skizze des ursprünglichen Wappens des Fußballklub Svoboda Kočevje aus dem Jahr 1920. (Quelle: Privatarchiv von Jože Gorše).

Starker deutscher Einfluß

Dass der erste Fußballklub in Kočevje einen starken deutschen Hauch hatte, bezeugt die Form des damaligen Wappens von Svoboda. Es handelte sich um einen Kreis, der mit vier spiegelnden Buchstaben F in Vierteln aufgeteilt wurde. Diese Buchstaben haben die deutschen Adjektive frisch, fromm, fröhlich und frei symbolisiert. Das erste »richtige« organisierte Fußballspiel hat Kočevje am 6. August 1922 erlebt, als die einheimische Svoboda die gleichnamige Mannschaft Svoboda aus Moste pri Ljubljani zu Gast hatte.

In dieser Zeit wurde Fußball in Kočevska auch in umliegenden Ortschaften von Kočevje aktiv gespielt. Der damals bekannteste und erfolgreichste Klub war der deutsche Sportklub Rapid Mitterdorf aus Stara Cerkev (Mitterdorf). Das erwähnte Dorf hatte eine ganze Fußballmannschaft und sie besiegten beim ersten Fußballspiel Svoboda aus Kočevje sogar mit 8 zu 1. Die Fußballkenntnisse hat Gesundheitsarbeiter Alfred Erker, der in Graz studiert hat, nach Stara Cerkev gebracht und der einheimische Händler Greisch kaufte der Mannschaft schwarz-weiße Trikots mit Streifen, nach dem Vorbild des österreichischen Fußballriesen Rapid aus Wien.

Fußballspieler des slowenischen Klubs SK Kočevje kommen auf den Fußballplatz vor dem Spiel in Gaj, am 6. September 1936. (Quelle: Privatarchiv von Jože Gorše.)
Fußballspieler des slowenischen Klubs SK Kočevje kommen auf den Fußballplatz vor dem Spiel in Gaj, am 6. September 1936. (Quelle: Privatarchiv von Jože Gorše.)

Slowenisch-deutsche Derbys in Kočevje

Im Jahre 1926 hat sich der Fußballklub aus Kočevje von Svoboda in Sportski klub Jadran umgenannt. Seine Spiele haben auf dem Fußballplatz stattgefunden, an dem auch das heutige Stadion in Gaj steht. Für den Klub haben vorwiegend Gymnasiasten aus Kočevje gespielt, dem haben sich aber auch Fußballer aus Stara Cerkev angeschlossen, die ihm ihre schon erwähnten schwarz-weißen Trikots zum Gebrauch gestellt haben. Praktisch gleichzeitig ist auch der zweite Klub jener Zeit in Kočevje entstanden, Sportklub Herold, wofür insbesondere deutsche Handwerkshelfer eingetreten sind. Sein Vorsitzender war Glaser Walter Engele und dieser Klub hat die einheimischen Spiele auf derselben Wiese wie Jadran gespielt. Der dritte Fußballklub in Kočevje aus der Nachkriegszeit war Sportski klub Dijaški dom, den Gymnasiasten aus dem dortigen Schülerheim gegründet haben, wie schon sein Name verrät.

Der Moment vor Beginn des Derbys in Kočevje zwischen dem slowenischen SK Kočevje und dem deutschen SK Rapid Gottschee auf dem Fußballplatz in Gaj im Jahre 1936. (Quelle: Privatarchiv von Jože Gorše.)
Der Moment vor Beginn des Derbys in Kočevje zwischen dem slowenischen SK Kočevje und dem deutschen SK Rapid Gottschee auf dem Fußballplatz in Gaj im Jahre 1936. (Quelle: Privatarchiv von Jože Gorše.)

Im Jahre 1935 wurde in Kočevje ein neuer Fußballklub der Deutschen aus Gottschee gegründet, Sportklub Rapid Gottschee. Er war im Rahmen des sog. Kulturbunds (schwäbisch-deutscher Kulturbund) tätig. Dabei begannen sich nationale Gegensätze sowie Reibereien zwischen SlowenInnen und Deutschen in Kočevsko auch beim Fußball zu zeigen. Im Juni des selben Jahres haben sich slowenische Fußballer aus Kočevje das erste Mal in einen einzigen, einheitlichen Klub vereinigt, der den Namen Sportski klub Kočevje getragen hat.

Es ging um den ersten selbstständigen Fußballverein in Kočevje, der nicht nur eine Untersektion eines breiteren Sportklubs war. Derzeit waren die interessantesten, spannendsten und meist besuchten genau die Treffen zwischen den beiden Stadtsrivalen, die live auch bis zu 2.000 ZuschauerInnen verfolgt haben. Obwohl die Vorkriegsatmosphäre in Kočevsko sehr angespannt war, ist es laut Aussagen aus jener Zeit bei keinem Fußballspiel zu größeren, weder seitens der Fans noch politischen, Ausschreitungen gekommen.

Das Fähnchen vom Stadtsderby in Kočevje zwischen dem slowenischen SK Kočevje und dem deutschen SK Rapid Gottschee, am 6. September 1936. (Quelle: Privatarcihv von Jože Gorše.) Kočevski b(r)log/Gottscheer blog.
Das Fähnchen vom Stadtsderby in Kočevje zwischen dem slowenischen SK Kočevje und dem deutschen SK Rapid Gottschee, am 6. September 1936. (Quelle: Privatarcihv von Jože Gorše.)

Während des zweiten Weltkrieges sind in Kočevska alle sportliche Aktivitäten praktisch zum Erliegen gekommen. Ein Großteil der Fußballspieler von SK Kočevje hat sich den Kämpfern des Nationalfreiheitskampfs angeschlossen und zahlreiche wurden auch in die deutschen Konzentrationslager verschleppt. Nach dem Kriegsende wurde der Großteil der deutschen Bevölkerung aus Kočevsko ausgesiedelt, was das Ende vom deutschen Fußball in Kočevsko bedeutete. Natürlich führte das auch zum Ende des Aufeinandertreffens zwischen den slowenischen und deutschen Mannschaften in Kočevje.

Quellen:

  • Gorše, Jože. 2020. Kočevski nogomet: Že stoletje. Kočevje: Pokrajinski muzej.
  • Kordiš, Ivan, Jerbič Perko, Vesna in Pavlin, Tomaž. 2019. Telovadba in šport na Kočevskem. Kočevje: Pokrajinski muzej.
  • – Webseite von NK Kočevje: http://www.nkkocevje.si/.

Haben Sie schon vom Pilichmandle gehört – dem Wächter der Siebenschläfer? Weitere Informationen zu diesem typischen Helden der Gottscheer-Wäldern finden Sie hier.

Dieser Beitrag ist auch verfügbar in: Slowenisch Englisch

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