Ein schwaches Kind wird ein Held
Klein und schwach, barfuß und in geflickter Kleidung. Er hat Schafe oder Ochsen auf die Weide auf die steilen Berghänge geführt, die sich über den Fluß Kolpa heben. Um seiner armen Mutter zu helfen, hat er, so wie die meisten ärmlichen Kinder im Kolpa- und Čabranka-Fluß, als Dorfhirt gedient. Wegen seiner Schwäche haben ihn andere Hirten geschlagen und sich über ihn lustig gemacht, bis das Wunder passiert ist. Die meist verbreitete Variante dieser Erzählung beesagt, dass er einst wärend der Weide auf der Lichtung ein schlafendes Mädchen erblickt hat. Er hat die Äste abgeknickt und ihm damit Schatten gemacht, damit die pralle Sonne es nicht verbrennt. Das Mädchen, das in Wahrheit eine Fee war, hat ihm zum Dank seinen Wunsch erfüllt, stark zu werden. Seitdem hat er seine neu gewonnene Kraft gebraucht um seinen Landsleuten zu helfen und die Heimatortschaften vor Feinden (vor allem Otomanen bzw. sog. Türken) zu schützen.
Das Symbol des Überlebens
Peter Klepec (Slowenisch) bzw. Petar Klepac (Kroatisch) ist der Held des Kolpa- und Čabranka-Tals bzw. des Grenzgebietes zwischen Slowenien und Kroatien geworden. Er ist über die Grenzen der Erzählfigur hinausgewachsen, da er auch das Symbol des Überlebens in weit abgelegenen, wirtschaftlich und infrastrukturell vernachlässigten Orten geworden ist, die zusätzlich noch im zweiten Weltkrieg von Internierungen in italienische Konzentrationslager sowie vom Dezimieren der Bevölkerung betroffen waren. Leute konnten sich mit dem starken Klepec identifizieren und in seiner Kraft haben sie ihre Kraft für die Überwindung von Barrieren sowie für das Verharren in der ungastlichen Umgebung gesucht. Slowenische Schriftsteller, die ihren Stoff für das Schreiben aus den Erzählungen geschöpft haben, insbesondere France Bevk, haben dazu beigetragen, dass die Geschichte über Klepec in ganz Slowenien verbreitet wurde und dass es heute praktisch kein Kind gibt, das diesen kräftigen Held im Kindergarten oder Schule nicht trifft.
Denkmäler von Peter Klepec
Erzählungen über Peter Klepec kursieren an beiden Seiten der Grenze – in Slowenien und Kroatien. Laut einer von diesen sollte in Mali Log in Kroatien schon seit dem 12. Jahrhundert ein Haus stehen, das Klepec gebaut hat. Er hat in die Dachkonstruktion einen riesigen Balken eingebaut, den er vom heiligen Berg gebracht hat. Als wärend des zweiten Weltkrieges im Jahre 1942 Italiener das Dorf niedergebrannt haben, wurde auch das Haus von Klepec verbrannt. Heutzutage sind dort noch immer seine Ruinen zu finden. In den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts hat sich die Gemeinde Osilnica entschieden, die Figur von Peter Klepec in touristischen Promotionszwecken zu verwenden und angefangen, sich als »Land von Peter Klepec« vorzustellen. Auf die Initiative von Stanko Nikolić hat Bildhauer Marjan Leš zwei riesige Holzstatuen gemacht, die an die Grenzen der Gemeinde Osilnica gestellt wurden.
Das hat einige BewohnerInnen von Mali Log gestört und über mehrere Jahre dauernde Polemiken darüber angeregt, wem Peter Klepec gehört – SlowenInnen oder KroatInnen. Ein Jahrzehnt nach Osilnica wurde das Denkmal von Peter Klepec auch bei den Ruinen des Peter-Klepec-Hauses in Mali Log aufgestellt.
Wessen Held ist Peter Klepec?
Üblicherweise werden die Grenzen zwischen den Staaten als undurchlässige und von sich aus gegebene Trennungslinien gesehen. Gerade die Überlieferung über den Held Klepec, die keine Grenzen kennt, ermahnt uns, dass die letzteren in Wirklichkeit konstruiert und noch sehr durchlässig sind. In der Erzählung erscheinen nämlich mehrere Orte, wo Peter Klepec geboren wäre und leben sollte. Meistens sind das Osilnica und Mali Log, aber auch Čabar. Dies ist unabhängig davon, wer die Geschichte erzählt. Hinsichtlich der Tatsache, dass die erwähnten Orte bloß einige Kilometer voneinander entfernt sind, zeigt die Sinnlosigkeit von Polemiken darüber, wessen Held Peter Klepec sei, auf. Am zutreffendsten wäre es, wenn Peter Klepec als der gemeinsame Held aller BewohnerInnen des Tales – sowohl SlowenInnen als KroatInnen – verstanden werden würde. Vielleicht wird er einmal stark genug sein, um unter der einheitlichen touristischen Marke die durch die Grenze getrennten BewohnerInnen auf beiden Ufern von Kolpa (bzw. Gebieten von den Gemeinden Osilnica und Čabar) zu verbinden.
Die Jagd nach Statuen von Peter Klepec
Ausflugshinweis: Statuen von Peter Klepec laden Sie ein, um sie zu besuchen. Die Letzte wurde im Oktober 2018 auf Strma Reber über Osilnica errichtet. Dazu können Sie durch Kočevska Reka (Deutsch: Rieg) und Borovec fahren. Den Weg können Sie in Richtung Čabar fortsetzen. An der Grenze wird noch eine Holzstatue von Peter Klepec auf Sie warten. In Mali Log bei den Ruinen des Peter-Klepec-Haus klingeln Sie mit dem Glöcklein an seiner Schnur, um ein bisschen von seiner Kraft zu gewinnen und danach kehren Sie in Richtung Osilnica zurück. Im Hotel Kovač können Sie sich die Statue von Peter Klepec anschauen, die der akademische Maler und Bildhauer Stane Jarm gemacht hat, und Sie fahren durch pitoreske Dörfer nach Mirtoviči und Petrina. Sie verabschieden sich vom letzten Peter Klepec auf der Erhebung unter der Kirche St. Ana.
Quellen:
– Moric, Anja. 2015. Peter Klepec: od (lokalnega) junaka do (nacionalne) prispodobe šibkosti. Ars&Humanitas. Available here: Slovenian or English.
– Moric, Anja in Perinić Lewis Ana. 2018. Petar Klepac/Peter Klepec/Pitr Kljepc: A Borderland Hero and the Manifestations of his Strength. Narodna umjetnost: hrvatski časopis za etnologiju i folkloristiku. Available here.
– Bevk, France. 1963 [1956]. Otroci samote. Ljubljana: Mladinska knjiga.
– Kunaver, Dušica. 1988. Peter Klepec. Ljubljana: Državna založba Slovenije.
– Makarovič, Marija et al. 2002. Dva bregova eno srce. Življenjske pripovedi iz doline Kolpe in Čabranke. Kočevje: Pokrajinski muzej Kočevje.
– Primc, Jože. 1991. Peter Klepec in njegova dežela. Koč evje: Koordinacijski odbor za razvoj Zgornje Kolpske doline.
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Dieser Beitrag ist auch verfügbar in: Slowenisch Englisch
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