Vorgeschichte

Berg der Riesen – urhistorische „Gruft“ in Gorenje (Obrern)

Über die ersten Spuren menschlicher Ansiedlung in Kočevska (Gottschee-Land) zeugen immer zahlreichere archäologische Funde. Dazu zählt auch ein urhistorischer Grabhügel mit der Asche eines Toten in Gorenje (Deu. Obrern) bei Stara Cerkev, der auch Grabhügel der Riesen oder auf Deutsch Hünenbüchel genannt wird. Er entstand Ende der Hallstattzeit bzw. älteren Eisenzeit, d. h. zwischen den Jahren 1000 und 400 v. Chr.

Hallstattgrabhügel in Gorenje bei Stara Cerkev. Foto: Anja Moric.

Von der ersten archäologischen Nachforschung bis zur Anregung für die Ausgrabung

Wegen dem Mangel an archäologischen Forschungen in Kočevska hat Dr. Josip Mantuani, Direktor des damaligen Landesmuseums für Krain (heute Volksmuseum Sloweniens) im Jahr 1910 seinen Arbeitskollegen Jernej Pečnik auf die erste archäologische Nachforschung dorthin geschickt. Pečnik hat über einen Erdhaufen unter dem Waldrand in Gorenje berichtet, den die Einheimischen für einen Grabhügel gehalten haben. Danach war die Erforschung für 14 Jahre still gestanden. Bis zum Jahr 1924, als Mantuani von Josef Eppich, dem Pfarrer in Stara Cerkev, eine Nachricht erhalten hat, dass er vorhat, mithilfe von freiwilligen Arbeitern, vor allem Lehrern und Gymnasiasten, den Grabhügel umzugraben. Mantuani hat sich entschieden die Arbeiten selbst zu leiten, um eventuelle Fehler bei der Ausgrabung zu vermeiden, es war aber auch Professor Dr. Deuetling aus München anwesend.

Über die Benennungsherkunft: von »Hühnerbühel« bis »Berg der Riesen«

In der Zeit der Ausgrabung hat der Grabhügel sogar zwei Besitzern gehört, und zwar haben ihn Grundbesitzer Josef Kren und Josef Kresse in der Hälfte geteilt. Leute haben ihn »Hühnerbühel« genannt. Im Bericht, der in der Zeitschrift Glasnik Muzejskega društva za Slovenijo veröffentlicht wurde, hat Mantuani über die Benennung des Grabhügels geschrieben: »Zweifellos ist der Ausdruck sehr alt, sodass unserem Stamm sowie noch einigen davor nicht mehr klar war, was es bedeutet und sie haben den Begriff so zurechtgebogen, dass er einen kleinen Fernling für Hühnertouristik bedeuten musste. Zuerst hatte er zweifellos die Benennung als „Hünenbühel“, d. h. »Berg der Riesen«. Wie Mantuani feststellt, war nämlich der Glaube, dass in der Urwelt lebende Leute ausschließlich Riesen waren, in 20er Jahren des 20. Jahrhunderts allgemein noch sehr verbreitet. Es kann der Größe des urhistorischen Grabhügels zugeschrieben werden, dass die Bewohner daraus geschlossen haben, dass im Inneren die Riesen begraben sind.

Ausgrabung vom Grabhügel in Gorenje, Juli 1924. Josip Mantuani mit seinen Helfern. Foto: Josef Dornig. Quelle: Glasnik etnološkega društva za Slovenijo 1924-25.

Ausgrabung und Feststellungen

Das Team von Mantuani hat mit den Ausgrabungen, die vier Tage gedauert haben, am 23. Juli 1924 angefangen. Am dritten Tag der Ausgrabungen haben Archäologen ein Grab bzw. ein Sandlager mit verbrannten Resten eines Toten gefunden, der von einem Steinkranz umgeben war. Insgesamt mit dem Steinkranz war das Sandlager 2 m lang und 90 cm breit. Die Asche war nicht bloß an einer Stelle angebracht, sondern über das ganze Sandlager verstreut. Im Grab gab es kein Beiwerk wie z. B. Tongeschirr, Werkzeuge, Waffen oder Schmuck, das Auskunft über das Geschlecht des Toten geben könnte, sowie aufgrund dessen man das Alter des Grabhügels genauer bestimmten hätte können. Der Steinrand hat die Orientierung vom Grab bestimmt, und zwar wurde der Tote so gedreht, dass der Kopf nach Osten, seine Beine aber nach Westen zeigen würden. Häufig wurden in urhistorischen Grabhügeln mehrere Tote in Stockwerken begraben, aber der Grabhügel in Gorenje enthält nur ein einzelnes Grab.

Das Grab wurde vom Steinkranz umgegeben. Foto: Josef Dornig, 1924. Quelle: Gottscheer Kalender 1926.

Unmittelbar vor Beginn der Ausgrabungen hat der Grabhügel 21,5 Meter in der Länge und 5,9 m in die Höhe gemessen, der Neigungswinkel betrug 25°. Mantuani hat festgestellt, dass der Grabhügel bei seiner Entstehung höher und steiler war, sein ursprünglicher Umfang war aber etwa drei Meter kleiner.

Der Grabhügel heute

Der Grabhügel ist heute, fast 100 Jahre nach den Ausgrabungen, noch niedriger und breiter. Das Grabhügelgebiet wurde vor Jahren seitens der BewohnerInnen aus Gorenje umgeordnet. Neben einer Bank zur Erholung und Gesellschaft ist dort auch eine Informationstafel zu finden, die das Zavod za gozdove RS (Forstinstitut der Republik Slowenien), Gemeindeposten Kočevje vorbereitet hat.

Die Infotafel beim Hallstattgrabhügel in Gorenje. Foto: Anja Moric.
Luftaufnahme vom Dorf Gorenje. Quelle: Register des Kulturerbes.

Quellen:
– Gottscheer Kalender
– Gottscheer Zeitung
– Register kulturne dediščine. Ministrstvo za kulturo RS. https://gisportal.gov.si/
– Simonič, Ivan. 1971. Zgodovina mesta Kočevja in Kočevske. V 500 let mesta Kočevje.
Velušček, Anton. 2011. Spaha. Založba ZRC.

Kennen Sie die Legende über den Ursprung der ältesten Kirche in der Region Kočevje? Wissen Sie, dass es eine Glocke mit einer mysteriösen Inschrift gibt? Mehr dazu im Artikel über die Kirche Mariä Himmelfahrt in Stara Cerkev (Mitterdorf).

Dieser Beitrag ist auch verfügbar in: Slowenisch Englisch

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